Jenaplan

Jahrgangsmischung

Seit Beginn des Schuljahres 2000/2001 gibt es in der PPS nur noch altersgemischte Stammgruppen. Alle Schüler*innen arbeiten in Gruppen, die wenigstens drei Schülerjahrgänge umfassen (1-3 oder 4-6). Nach fünf Jahren  Erfahrung waren wir davon überzeugt, dass diese Gruppenform den meisten Kindern eine angemessene und anregende Arbeitsatmosphäre bietet.
Pro Jahrgang haben in den letzten Jahren ein bis zwei Schüler*innen ein Jahr „übersprungen“, das heißt, sie haben die Lernziele der sechsjährigen Grundschule in fünf Jahren erreicht. Viele Schüler*innen sind in einer der beiden Stammgruppen aber auch vier Jahre geblieben.

Was versprechen wir uns von der Arbeit in jahrgangsübergreifenden Stammgruppen?

  • Die Schulanfänger*innen lernen von Anfang an in einer „erfahrenen“ Gruppe die Regeln des Zusammenarbeitens.
  • Auch Einzelkinder sind gezwungen, sich mit verschiedenen Altersgruppen auseinanderzusetzen (ähnlich wie bei Geschwistern in der Familie).
  • Jedes Kind erlebt sich in seiner Schulzeit als „klein“und „groß“ und es wird wieder zu den „Kleinen“ gehören,wenn es in die Stammgruppe 4-6 wechselt.
  • Die Stammgruppen kommen dem Bedürfnis der Kinder entgegen, sich an Vorbildern zu orientieren und durch Nachahmung zu lernen.
  • Die Kinder einer Stammgruppe haben einen unterschiedlichen Wissensstand und verschiedene Interessen. Sie können neugierig auf das Wissen der anderen sein und neue Interessen für sich selbst herausfinden.
  • Helfen und Sich-Helfen-Lassen sollen selbstverständlich sein.Anstelle von Konkurrenz wünschen wir uns Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme und Einfühlungsvermögen.
  • Es ergeben sich immer wieder Chancen für neue Freundschaften und Beziehungen. – Ein Kind hat die Möglichkeit aus einer bestimmten „Rolle“ innerhalb der Lerngruppe auch wieder herauszukommen, z. B. der des Klassenclowns.
  • Es gibt kein „Sitzenbleiben“ mehr, ein Kind bleibt normalerweise drei, manchmal aber auch zwei oder vier Jahre in einer Stammgruppe:

Leistungsstarke Schüler*innen können problemlos den Stoff der höheren Klassenstufe ausprobieren und entscheiden, ob sie dort grundsätzlich mitarbeiten wollen. Ein „Überspringen“, ein „Schnell-Lauf “ durch die Grundschule ist so möglich, ohne dass grundsätzlich die Bezugsgruppe gewechselt werden muss. Ebenso kann ein Kind ein viertes Jahr in seiner Stammgrupe verbleiben, also ein Schuljahr wiederholen, ohne seine soziale Gruppe wechseln zu müssen.

Arbeit

Arbeit als Grundform des Lernens in der Schule wurde zu keiner Zeit in Frage gestellt, hat aber in seinen Ausprägungsformen neue Dimensionen erfahren:
So sind Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit, freie Arbeitsphasen, Wochenplanarbeit eine Selbstverständlichkeit. Selbstgesteuertes Lernen und Arbeiten werden angebahnt, sind jedoch für einige noch eine zu große Herausforderung. Produkte von Projektarbeit werden sichtbar gemacht, um so zum einen die Leistung anzuerkennen,zum anderen die gewonnenen Informationen an  andere weiterzugeben.

Gespräch

Das Gespräch gehört zu den grundlegenden Umgangsformen im Miteinander einer Lebensgemeinschaftsschule:
Das Wochenanfangsgespräch im Kreis dient dem Berichten über Wochenenderlebnisse, über größere und kleinere Probleme und über die Planung für die Woche.  Kreisgespräche werden spontan eingerichtet, wenn es gilt, Konflikte zu regeln. Informationen jeder Art, auch thematisch an den Unterrichtsstoff gebundene, werden im Sitzkreis vermittelt. Diese Kreise entwickeln durch ihre Institutionalisierung eine Eigendynamik: Schüchterne und in sich verschlossene Kinder tauen mit der Zeit auf, und auch die Aufmerksamkeit der Lehrer für die Schüler wird immer neu in Anspruch genommen. Das Gespräch, hier besonders das Zuhören und Aufeinander-Eingehen ist ein wichtiges Moment, um zugewandten Umgang miteinander zu lernen. Gleichzeitig dient diese Fähigkeit dem Wissenserwerb in nicht zu unterschätzender Weise.

Spiel

Das Spiel als eine der vier Grundformen des Lernens soll einen festen Platz im Unterrichtsalltag haben. Es ist die Befindlichkeit des Schülers beim Spielen, die Petersen von der Notwendigkeit überzeugt hat, das Spiel in den Unterricht einzubeziehen:

„Gerade weil der Schüler, eingefangen vom Spiel, als ganzes Lebewesen hineingeht, nimmt er um so tiefer und fester auf, lernt er also um so besser; die notwendige, nur so übermäßig gepriesene Aufmerksamkeit beansprucht ihn ganz und schafft so für alles Lernen günstige Voraussetzungen.“
(Petersen, Führungslehre des Unterrichts)

Gespielt wird im Unterrichtsalltag, es gibt Lernspiele, Gesellschaftsspiele, Spielkreise, Spiele in Gruppen, Spiele auf dem Hof und während der Freiarbeit. Zum Wochenabschluss gibt es in vielen Stammgruppen regelmäßig eine Spielstunde. Im Kreis singen, flöten, sprechen und spielen wir zusammen.

Feier

Die Feier als viertes Grundelement des Zusammenlebens und Lernens in einer Jenaplan-Schule hat in jeder Hinsicht einen hohen Stellenwert.
Wochenabschluss-Feiern in jeder Klasse und Stammgruppe sind ein Gemeinschaftserlebnis von der Planung und Vorbereitung bis zur Durchführung. In welcher Form diese wöchentliche Stunde gestaltet werden soll, obliegt der demokratischen Entscheidung der jeweiligen Gruppe.
In größeren Abständen feiern die Stammgruppen miteinander. Mehrmals im Jahr feiert die halbe oder auch die ganze Schule miteinander in der Turnhalle oder auf dem Tempelhofer Feld.
Jede Stammgruppe trägt regelmäßig etwas zur Feier bei. Alle haben die Möglichkeit in der Woche Erlerntes, z.B. ein intensiv geübtes Lesestück, einen Tanz, ein Quiz, ein Rätsel, einen Witz zum Besten zu geben; gemeinsam geübte Lieder werden gesungen oder Musikstücke mit Begleitung gespielt.
Jede Darbietung stärkt das Selbstbewusstsein, fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl und trainiert angemessenes Zuschauer-Verhalten. Der Applaus ist jedem Akteur sicher, das Anerkennen der Einzel- oder Gruppenleistung wird gelernt, und jeder weiß aus eigener Erfahrung, was Lampenfieber bedeutet und wie schön es ist, erfolgreich aufzutreten.
Viele schulische Aufgaben, wie Gedichte auswendig lernen, einen Text gut gestaltet vortragen, ein Lied  singen, werden mit großer Motivation in Angriff genommen, wenn die Präsentation auf der gemeinsamen Feier als Ziel angestrebt wird.
Feiern aus vorgegebenen Anlässen, Einschulung und Verabschiedung der Sechstklässler, gehören zum Jahresrhythmus der Peter-Petersen-Grundschule. Daneben treten die jahreszeitlich bedingten gemeinsamen Feste, z.B. zur Adventszeit oder als Sommerfest, die einen anderen Charakter haben und sowohl der Integration als auch der Kontaktnahme zu anderen Institutionen der Wohngegend, zu Sportvereinen, Kindergärten, Kirchen dienen.

Auch die Lehrer feiern gerne in der Peter-Petersen-Schule.